KfW-Förderung gestoppt
Das Jahr 2022 ist erst vier Wochen alt und schon hat es im Immobilienmarkt den ersten Paukenschlag gegeben.
In einer beispiellosen „Nacht-und-Nebel-Aktion“ hat das Wirtschaftsministerium von Robert Habeck die KfW-Förderung von energiesparenden Neubauten und Gebäudesanierungen gestoppt – nur eine Woche vor Ablauf der entsprechenden Förderprogramme. Es haben „zu viele die entsprechenden Anträge gestellt“, verlautete es aus Berlin lapidar.
Tausende von Bauherren stehen jetzt mit einer Finanzierungslücke da, Bauträger müssen die energetischen Eigenschaften von Neubauten aufwändig nachjustieren lassen.
Das anspruchsvolle Ziel der „Ampel“, 400.000 Wohnungen jährlich zu bauen, wird durch dieses PR-Desaster sicher nicht unterstützt. Zudem entsteht bei den Bürgern ein ungutes Gefühl bezüglich staatlicher Eingriffe – verlässliche Politik sieht anders aus.
Wird das 2022 die einzige unangenehme Überraschung für den Wohnungsmarkt bleiben?
Mitnichten, ist zu befürchten:
Die Energiewende ist nicht zum Nulltarif zu haben
Wegfall der EEG-Umlage – Insolvenzen bei Discount-Stromanbietern – der Energiemarkt ist in Aufruhr. Zahlten Haushalte 2021 im Schnitt 31,9 Cent pro Kilowattstunde, liegt der Durchschnittspreis bei Neuverträgen im Januar 2022 bereits bei 43 Cent pro kWh, wie das Portal Strom-Report ausgerechnet hat. Der Anstieg der Preise an den Strombörsen beträgt sogar 315% in nur 12 Monaten: Im Dezember 2021 kostete eine Megawattstunde im Schnitt 222 Euro [Januar ’21= 53€]
Mag jetzt auch das versprochene Energiegeld kommen, vielen Haushalten wird bei der nächsten Heizkostenabrechnung das Lachen vergehen. Hohe Nachzahlungen werden das Wohnen weiter verteuern und viele vorsichtiger bei der Immobiliensuche agieren lassen.
Die Inflation zieht weiter an
Allen politischen Beteuerungen zum Trotz sind die Zahlen zur Preisentwicklung alarmierend. In den USA beträgt die Inflationsrate 6,9 % - der höchste Wert seit 1980. Hierzulande sind im Januar 4,8 % Preissteigerung gemeldet worden – nach 5,8 % im Dezember 2021. Vor allem Energiepreise und Lebensmittel sind für diese Zahlen verantwortlich.
Die EZB (europäische Zentralbank) und die Politik sind sich sicher, dies sei „ein einmaliger Effekt“ und werde sich im Jahresverlauf beruhigen. Auf die Politik ist sicher Verlass........siehe oben (KfW).
Sollten sich die Inflationszahlen in diesen Dimensionen weiterbewegen, hat die EZB gar keine andere Wahl, als die Zinsen nach oben anzupassen. Auch wenn der politische Druck enorm ist, das Problem weiterhin kleinzureden.
Was eine zu lockere Zinspolitik in Zeiten steigender Inflation auslösen kann, zeigte sich im Dezember in der Türkei. Die Notenbank hat die Zinsen wiederholt gesenkt und die türkische Lira ist kollabiert. Die Währung hat damit innerhalb von nur zwei Jahren die Hälfte ihres Wertes verloren.
Steigende Zinsen werden für eine gewisse Beruhigung in den Immobilienmärkten sorgen, das Geld sitzt dann nicht mehr so locker. Bedenklich wird es aber ggfs. für diejenigen, die zwar sehr günstig finanziert haben, aber deren Zinsbindung demnächst ausläuft. Springen dann die jeweiligen Hypothekenzinsen nur von 0,9 auf 1,8 %, verdoppelt sich bereits die Zinsbelastung.
Hier sind Forward-Darlehen hilfreich, um sich die Niedrigzinsen langfristig zu sichern und durch den Zinsanstieg nicht in Schwierigkeiten zu kommen.
Hypothekenzinsen vor der Trendwende? An der langfristigen Grafik lässt sich durchaus eine gewisse Bodenbildung ablesen. Dazu wurde gerade ein wichtiger Wendepunkt markiert: Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen ist wieder positiv!
Politische Unsicherheiten
Nach Jahrzehnten relativer Ruhe tauchen nun in Europa wieder ernsthafte Krisenherde auf. Der Ausgang der Ukraine-Krise ist noch ungewiss. Die neue Gas-Pipeline North-Stream 2 kann in Betrieb gehen oder auch nicht. Klar ist jetzt schon, dass das Gas für die Heizung von Millionen Haushalten in Deutschland nun mal nicht einfach so aus der Leitung kommt.
Die Lieferketten sind nach wie vor empfindlich gestört. Der Mangel an Mikrochips hat bereits deutliche Spuren im täglichen Leben hinterlassen. Lieferzeiten von bis zu einem Jahr für Neuwagen zeigen, wie fragil unsere Wirtschaft auf Lieferprobleme in Asien reagiert. Die Globalisierung hat auch ihre Schattenseiten.
Wirtschaftlich und politisch steht 2022 vor großen Herausforderungen. Gut möglich, dass auch der Immobilienmarkt dabei aus seiner Komfortzone geholt wird. Denn nicht zuletzt ist jeder Immobiliennutzer auf geregelte wirtschaftliche Verhältnisse in Job und Umfeld angewiesen. Jeder Störfaktor in der Wirtschaft wird mittelbar auch Auswirkungen auf die Immobilienmärkte haben.
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg mit Ihren Dispositionen und ein baldiges Ende der Pandemie-Beschränkungen. Der nächste Sommer kommt bestimmt!
Bleiben Sie immer auf dem Laufenden über die Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt.
Quellenangaben:
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https://www.destatis.de/DE/Presse/
Pressemitteilungen/2020/12/PD20_534_61262.html - Wikipedia und JHU CSSE COVID-19 Data
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